1940

Im Frühjahr waren hier in Cleeberg etwa 160 Soldaten einquartiert, die, wie die Bürgermeisterchronik berichtete, nicht nur in der Landwirtschaft mithalfen, sondern auch im Schloßhof sonntags kleinere Veranstaltungen gesanglicher und humoristischer Art organisierten, an denen sich auch der örtliche Gesangverein beteiligte.

1947-1948

Ein neuer Pfarrer, Karl Ernst, übernahm 1947 sein Amt im Dorf. Die schlimme Zeit des zweiten Weltkrieges war vorbei, aber in den Köpfen der Männer des MGV herrschte noch immer die Erinnerung an diese grauenvolle Zeit. Um etwas Abstand zu den Ereignissen zu gewinnen, beschloß man, den während des Krieges eingestellten Gesang wieder aufzunehmen. Der Verein entwarf eine neue Satzung, die 11 Paragraphen umfaßte und dem Neuanfang wieder eine Richtung geben sollte.

 

Vor Beginn der Chorprobenaufnahme am Buß- und Bettag im November 1947 wurde der "Erste neue Vorstand" nach dem Kriege gewählt. Er setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender Paul Wißner, 2. Vorsitzender Otto Morgel, Schriftführer Walter Höhn, Kassenwart Hermann Arabin, Beisitzer Louis Klingelhöfer. In den Jahren 47/48 wurden die gesanglichen und kulturellen Aktivitäten langsam gesteigert, um sich und die Cleeberger Bevölkerung von den schlimmen Jahren des 2. Weltkrieges abzulenken und wieder in den normalen Alltag zurückzufinden.

 

Als erster Dirigent der Nachkriegszeit konnte der in Oberkleen wohnende Ernst Knorz gewonnen werden. Knorz wurde am 20.01.1914 in Weidenhausen bei Wetzlar geboren. Seine Berufsausbildung als Lehrer umfaßte auch die Ausbildung auf musikalischem Gebiet, und Knorz brachte dadurch die Qualifikation als Chorleiter mit. In Oberkleen, wo er heute noch wohnt, gründete er 1946 einen gemischten Chor. Ende 1947 kam der neugewählte 1. Vorsitzende des MGV "Liederkranz" Cleeberg Paul Wißner auf ihn zu, mit der Bitte, mit dem Cleeberger Gesangsverein einige Lieder für das Weihnachtssingen in der Kirche einzuüben. Aus dieser vermeidlichen Aushilfstätigkeit wurden dann 1 1/2 Jahre Dirigententätigkeit in Cleeberg, bis Wilhelm Schüler das Amt übernahm. Die Chorproben fanden, wie schon in der Zwischenkriegszeit, im unteren Rathaussaal statt. Den Beginn einer jeden Chorprobe widmete Knorz der Pflege des deutschen Volksliedes, um dann 4-stimmige Chorwerke einzustudieren. Nach Cleeberg kam er entweder mit dem Fahrrad oder mit dem Motorrad. Eine regelmäßige Vergütung hat er als Dirigent nicht erhalten, er wollte es auch nicht, da er seine Tätigkeit als Gefallen an der Cleeberger Sängerschaft erachtete.

1948/1949 wurde im Gasthaus "Zum Löwen" die 25-Jahr-Feier nachgeholt.

Von links: Heinrich Jung, Wilhelm Gotsheim, Martin Wagner, Richard Reitz, Hermann Höhn, Otto Morgel, Wilhelm Heep, Karl Spahn und Rudi Höhn.

1949

In diesem Jahr standen zwei Ereignisse im Vordergrund. Dies war erstens am 8.9. der 80. Geburtstag von Heinrich Wißner I, den man mit zwei Liedvorträgen erfreute. Am 9.11.1949 schließlich veranstaltete der Liederkranz ein Chorkonzert in Niederkleen. Hier zeigte der Cleeberger Chor unter Leitung des neuen Chorleiters Wilhelm Schüler seinen beachtlichen Leistungsstand, den er in der kurzen Zeit schon wieder erreicht hatte. Man brachte dem begeisterten Publikum Werke von Schubert, Weber und Kublau zu Gehör. Auch wurde eine ganze Anzahl von Volksliedern aufgeführt. Für diese Veranstaltung konnte sogar eine Sopranistin aus Braunfels gewonnen werden, die mit ihren Chorstücken von Bartholdy, Schumann und Schubert gut ankam.

(Louis Klingelhöfer, Otto Morgel, Walter Höhn, Karl Spahn, Paul Wißner, Hermann Arabin und Albert Reitz.)

Der 2. Dirigent der Nachkriegszeit Wilhelm Schüler wurde am 5.7.1899 in Wetzlar geboren. Wie schon sein Vorgänger im Amt eines Cleeberger Dirigenten, Ernst Knorz, war Schüler ebenfalls Lehrer von Beruf. Zum 1.7.1948 wurde er nach Cleeberg versetzt und übernahm ab Herbst 1949 die musikalische Leitung des Männerchores. Nach seiner Pensionierung 1965 verließ Schüler Cleeberg und zog wieder in seine Heimatstadt Wetzlar. Dort starb er 1989. Zu seinen größten Erfolgen zählte der Dirigentenpreis, den er bei einem Wertungssingen in Bad Nauheim mit dem Cleeberger Chor errang. Und für seine Verdienste um den Chorgesang verlieh der Sängerbund Hausberg-Wettertal Schüler die Hugo-Lotz-Medaille.

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